Damit die Einrichtungen der Erwachsenenbildung dieser Anforderung gerecht werden können, stellt das Land Niedersachsen seither kontinuierlich Haushaltsmittel zur Verfügung. 2018 flossen niedersachsenweit rund 50 Millionen Euro, koordiniert durch die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung in Hannover, an die Träger der Erwachsenenbildung. Dadurch konnte auch die Kreisvolkshochschule Landkreis Harburg ihre Angebote im Bereich Migration und Integration ausbauen und die Unterstützung für geflüchtete Menschen intensivieren. Nach vier Jahren Sprachkursen für Geflüchtete zieht die Kreisvolkshochschule nun Bilanz
„Nachdem ab Frühjahr 2016 deutlich weniger Flüchtlinge zu uns kamen, rückte die Integration der Menschen, die bei uns bleiben können, über Sprachförderung, Arbeits- und Wohnungsvermittlung in den Fokus“, resümiert Landrat Rainer Rempe. „Die langfristige Integration dieser Menschen insbesondere in den Arbeitsmarkt bleibt trotz einiger Erfolge eine wichtige Herausforderung. Dafür ist Sprachförderung der Schlüssel. Die entsprechende finanzielle Förderung des Landes muss daher in bedarfsgerechtem Umfang umgesetzt werden“.
Bisher standen im Landkreis Harburg 25 dreihundertstündige Sprachkurse auf unterschiedlichen Niveaustufen pro Semester zur Verfügung, welche die Kreisvolkshochschule koordiniert und gemeinsam mit zwei weiteren Erwachsenenbildungsträgern umsetzt. Damit konnten seit November 2015 rund 2.600 Plätze für Geflüchtete bereitgestellt werden. Die Kreisvolkshochschule selbst installierte davon 90 Kurse mit durchschnittlich zwölf Schülern von der Alphabetisierung bis zum Niveau B1. Im Juli startete der Bildungsträger erstmals einen Sprachkurs mit dem Niveau B2, welches Voraussetzung für den Beginn einer Ausbildung ist. Das heißt, dass die Geflüchteten erst nach vier Jahren soweit sind, ein solches Sprachniveau zu erlangen. Umso wichtiger ist jetzt die Fortsetzung des Landesprogrammes. Am Ende des Kurses legten die Teilnehmenden eine zertifizierte Prüfung nach Europäischem Referenzrahmen (telc) ab, von bisher 580 Prüflingen haben 410 bestanden.
Das Land Niedersachsen hat zwar eine weitere Förderperiode angekündigt, doch mit knapp einem Fünftel des bisherigen Budgets. Statt derzeit 880.000 Euro pro Jahr stehen der Kreisvolkshochschule 2020 lediglich 190.000 Euro für die Durchführung von Sprachkursen für Geflüchtete zur Verfügung: Konkret heißt das, in 2020 können nur noch acht und nicht mehr wie bisher 50 Kurse angeboten werden. Das reicht bei weitem nicht aus, um im Landkreis Harburg Anschlusskurse für die erfolgreichen Absolventen und auch nicht, um Basiskurse für die durchschnittlich zehn Neuzuwanderern pro Woche hier im Landkreis anzubieten.
Trotzdem versucht die KVHS allen „Weiterlernern“ einen Folgekurs zu ermöglichen. „Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zentralisieren wir die Angebote in den Buchholz, Winsen und Seevetal-Maschen“, so Manja Hähnel, Projektkoordinatorin der KVHS Landkreis Harburg. Dadurch entstehen zwar höhere Fahrtkosten und längere Anfahrtswege, doch die motivierten Lerner kommen der Integration in Deutschland einen Schritt näher.
Ebenso schwierig ist die Situation bei Anfängerkursen: Pro Kurs melden sich teilweise bei 50 Personen an. Da das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Zugangsvoraussetzungen für Integrationskurse geändert hat, können Geflüchtete nun auch eher dort eingegliedert werden. Sie müssen mindestens eine dreimonatige Aufenthaltsgestattung oder eine sechsmonatige Duldung vorweisen können und beim Jobcenter oder der Agentur für Arbeit gemeldet sein.